Taktische Abenteuer in Mittelerde
Der Herr der Ringe: Taktiken erschien im Jahr 2005 exklusiv für Playstation Portable und versetzt Spieler in die epische Fantasy Welt von J.R.R. Tolkien. Basierend auf den Ereignissen der Filmtrilogie von Peter Jackson, bietet das PSP-exklusive Spiel die Möglichkeit, ikonische Ereignisse und Schlachten in rundenbasierten Kämpfen nachzuerleben.
Der Hauptteil des Spiel besteht aus der Story Kampagne, in der Spieler die Geschichte aus der Perspektive der Gemeinschaft des Rings erleben und sich von der Wetterspitze bis zum schwarzen Tor in Mordor durchkämpfen. Hierbei stehen eine Vielzahl von Figuren zu Auswahl, darunter bekannte Charaktere wie Aragorn, Legolas, Gandalf und Frodo, welche jeweils eigene Fähigkeiten und Stärken besitzen. Wahlweise lässt sich die Kampagne auch aus der Sicht der Bösewichte spielen und Figuren wie Grima Schlangenzunge, Saruman und sogar Sauron höchstpersönlich befehligen.
Ein wesentliches Gameplay-Element der rundenbasierten Kämpfe ist die taktische Positionierung der Einheiten auf dem Schlachtfeld, um die besten Angriffs- und Verteidigungspositionen zu nutzen. Erhöhtes Gelände verbessert zum Beispiel die Treffergenauigkeit und Reichweite von Fernangriffen. Darüber hinaus können spezielle Fähigkeiten genutzt werden, um Gegner zu schwächen oder Verbündete zu stärken. Für jede abgeschlossene Mission erhalten Spielfiguren Erfahrung und Gold, welche dann wiederum in neue Spezialfähigkeiten, Statuswertverbesserungen oder Items investiert werden dürfen.
Nicht zuletzt steht auch ein Ad-hoc Wireless Multiplayer Modus zur Verfügung. In diesem Spielmodus lassen sich einzelne Schlachten in Teamkämpfen mit 2 bis 4 PSP-Spielern erleben.
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Meinung
Auf den ersten Blick ist Der Herr der Ringe Taktiken für mich ein wahr gewordener Traum! Herausfordernde Rundenstrategiekämpfe im epischen Herr der Ringe-Universum: wo darf ich mich bitte anmelden?
Die bekannte Figuren und tollen Schauplätze der Schlachten wecken sofort Erinnerungen an die von mir verehrten Fantasy-Filme der frühen 2000er Jahre. Durch die orchestrale Musik und kleine Videoschnipsel aus den Originalfilmen wird die Stimmung noch intensiver. Doch auf die anfängliche Begeisterung folgt sehr schnell eine Erkenntnis: mit diesem PSP-Titel ist Electronic Arts leider keine Meisterleistung geglückt!
Da wäre zunächst einmal die technische Umsetzung zu erwähnen. Die Figuren und Schlachtfelder sehen zwar für PSP-Verhältnisse aus dem Jahr 2005 sehr ordentlich aus, doch die niedrige Framerate macht häufig Probleme. Sobald sich mehrere Objekte auf dem Spielfeld tummeln und die Kamera in die Ferne blickt, kommt es zu nervigen Rucklern. Darüber hinaus gibt’s auch nicht selten unschöne Clipping Fehler zu beobachten. Insgesamt ist die Grafik trotz netter Details also durchwachsen.
Dann haben mich im Laufe der rund 20 Spielstunden noch diverse Patzer bei der Bedienung genervt. So lässt sich zum Beispiel die Kameraansicht zwar stufenlos zoomen und drehen – doch mit Beginn jeder nächsten Runde wird die Ansicht grundlos wieder auf den Standard zurückgesetzt. Ich habe auch eine ganze Weile suchen müssen, um mir HP und AP-Werte meiner Einheiten anzeigen zu lassen. Diese sind nämlich standardmäßig versteckt und werden nur durch Drücken der Select-Taste sichtbar. Warum? Ich könnte noch ein halbes Dutzend ähnliche Beispiele aufzählen, wenn es da nicht noch einen anderen wichtigen Punkt zu nennen gäbe.
Die größte Schwäche von Der Herr der Ringe Taktiken ist in meinen Augen nämlich die fehlende taktische Tiefe. So besitzt zum Beispiel jede spielbare Figur sowohl Nahkampf- als auch Fernkampfattacken. Allgemein haben viele Einheiten keine stark ausgeprägten Stärken oder Schwächen und sind quasi in allem gut. Dadurch ist es häufig gar nicht so entscheidend, in welcher Formation meine Truppen nun aufgestellt sind. Da kann also ein schmächtiger Frodo mit einem Ork in den Zweikampf starten, während ein Gimli im Plattenpanzer aus der Entfernung mit Äxten wirf. Obendrein gibt’s leider auch keinerlei Möglichkeit, Waffen oder Rüstungen der Helden zu wechseln, was ebenfalls mehr spielerische Tiefe erzeugt hätte. Echt schade.
Doch trotz all dieser Versäumnisse bei Technik und Spieltiefe habe ich letztlich alle Missionen der Story Kampagne durchgespielt und sogar noch die optionalen Bonus-Missionen abgeschlossen. Ich hatte überraschenderweise eine gute Zeit mit dem Titel. Wie genau passt das zusammen?
Nun, trotz des chronischen Goldmangels zu Beginn des Spiels, hat sich die Situation ab der Mitte des Spiels deutlich verbessert. Mein angehäufter Goldvorrat reichte nun endlich aus, um meine Lieblingshelden Aragorn und Gandalf mit starken Zaubern und Fähigkeiten aufzurüsten. Durch den Einsatz der neuen Fähigkeiten, wie zum Beispiel Betäubungszauber, haben die Missionen dann deutlich mehr Spaß gemacht. Ich habe im Spielverlauf außerdem die Vielfalt der Missionen schätzen gelernt. In Anlehnung an die Leinwandadaption von Peter Jackson müssen unsere Charaktere zum Beispiel eine Stellung bei der Schlacht von Helms Klamm verteidigen, vor dem mächtigen Balrog in Moria über eine Brücke flüchten oder Frodo vor der großen Spinne Kankra beschützen. Wer die Herr der Ringe Filme mag, dem begegnen hier wirklich reihenweise denkwürdige Szenen wieder.
Und auch wenn dem Spiel leider die taktische Tiefe fehlt, ist der Schwierigkeitsgrad keinesfalls niedrig! Häufig wird man während einer Mission plötzlich von neuen Verstärkungstruppen überrascht und muss seine Figuren neu formieren. Ich habe dadurch bei manchen Missionen wirklich Blut und Wasser geschwitzt, um diese erfolgreich abzuschließen. Die Herausforderung kommt also nicht zu kurz. Alles in allem, überzeugt Der Herr der Ringe Taktiken zwar nicht gänzlich auf spielerischer Ebene, bietet jedoch solide Unterhaltung für alle PSP-Spieler mit einer Vorliebe für das Mittelerde-Universum.

Box Art


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